Schloss Herrenchiemsee

Neues Schloss Herrenchiemsee

König Ludwig II. bewohnte das prachtvolle Neue Schloss Herrenchiemsee nur für wenige Tage und ordnete an, das “Bayerische Versailles” nach seinem Ableben zerstören zu lassen. Erfreulicherweise widersetzte man sich dem königlichen Willen und öffnete Schloss Herrenchiemsee nach dem Tode des bayerischen Monarchen für Besucher.

Wenngleich das Königsschloss Ludwigs II. unvollendet blieb, ist es heute die meistbesuchte Sehenswürdigkeit am Chiemsee und ein faszinierendes Zeitzeugnis der bayerischen Monarchie des 19. Jahrhunderts.

Das Königsschloss Herrenchiemsee (Neues Schloss)

Schloss Herrenchiemsee
Das Schloss Herrenchiemsee

Errichtet ab 1878, strebte König Ludwig II. auf der Herreninsel ein Abbild des Schlosses Versailles an. Im Kontrast zum französischen Vorbild plante der bayerische Monarch sein Schloss als Privatresidenz und Denkmal für den französischen Adel, allerdings ohne praktische Funktion in der konstitutionellen Monarchie.

Sinnbildlich für den hohen Anspruch des Königs an seine Residenz ist das prächtige Paradeschlafzimmer: laut bayerischem Finanzministerium handelt es sich um den teuersten, im 19. Jahrhundert eingerichteten Raum. Die Kosten für die Inneneinrichtung und die Vergoldungen summieren sich auf umgerechnet etwa drei Millionen Euro.

Neben der Inneneinrichtung ist freilich die Lage des Schlosses königlich: ausschließlich auf dem Wasserweg erreichbar, thront es mit seiner prachtvollen Fassade seit dem späten 19. Jahrhundert auf der größten Insel des größten bayerischen Sees. Vor dem Schloss erstreckt sich der Schlosspark im Stil klassischer Barockgärten, ebenfalls inspiriert durch Versailles.

Der Bauherr König Ludwig II.

Der Tod des bayerischen Märchenkönigs im Starnberger See gibt bis heute Rätsel auf. Unstrittig ist aber: Ludwig II. war ein visionärer Bauherr. Im Verlaufe seiner Herrschaft wandte er sich zunehmend von den Rechten und Pflichten eines konstitutionellen Monarchen ab und gab sich sukzessive seiner Bauleidenschaft hin.

Neben Herrenchiemsee ließ König Ludwig II. auch die Schlösser Neuschwanstein und Linderhof errichten, wobei Herrenchiemsee der teuerste Bau war. Im Laufe der Jahre gerieten Einnahmen und Ausgaben aus dem Gleichgewicht und die erdrückende Schuldenlast wurde dem Wittelsbacher Monarchen zum Verhängnis. Man entmündigte ihn, erklärte ihn für regierungsunfähig und nahm ihn in Gewahrsam. Kurz darauf fand der bayerische Monarch unter bis heute ungeklärten Umständen im Starnberger See den Tod.

Insbesondere das Schloss Herrenchiemsee prägt bis heute das Bild des Chiemgau und gilt als Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher aus aller Welt.

Schloss Versailles als Vorbild

Das Schloss des bayerische Märchenkönigs (Ludwig II.) war eine Hommage an den französischen Sonnenkönig (Ludwig XIV.). Für Ludwig II. war Ludwig XIV. die ideale Verkörperung eines absolutistischen Monarchen.

Schloss Versailles
Schloss Versailles: Schloss Herrenchiemsee zum Verwechseln ähnlich

Nach der lange ersehnten Reise nach Frankreich schwärmte er von seinem “angebeteten Versailles” und beauftragte den Architekten Georg Dollmann, Schloss Versailles im Detail zu studieren um ein Abbild des französischen Schlosses zu errichten. Hierzu zählten auch Räume, die in Versailles längst nicht mehr existierten.

Doch Schloss Herrenchiemsee ist bei genauerem Hinsehen viel mehr als eine Kopie des französischen Originals. Beispielsweise geriet der Spiegelsaal länger als in Versailles und mit 23 statt 17 Großspiegeln ausgestattet. Auch das Paradeschlafzimmer übertraf das französische Original. 

Sehenswerte Räume im Schloss Herrenchiemsee

Fertiggestellt wurden neben der prachtvollen Fassade etwa 20 Räume, die teilweise auf der Schlossführung besichtigt werden können. Hervorzuheben sind:

Paradeschlafzimmer

Zweifelsohne der prächtigste Raum des Schlosses und einer der teuersten des 19. Jahrhunderts. König Ludwig II. ließ darin über 4 Kilogramm Blattgold verarbeiten und der Raum übertrifft sein Pendent aus Schloss Versailles um ein Vielfaches. Übernachtet hat der bayerische Monarch im Paradeschlafzimmer allerdings nie. Der Raum war ein Denkmal für den Französischen Sonnenkönig und nie als Schlafzimmer im eigentlichen Sinne gedacht.

Großer Spiegelsaal

Der Spiegelsaal bildet für viele Besucher den Höhepunkt ihres Besuchs. Mit einer Länge von 98 Metern übertrifft der prächtig ausgestattete Spiegelsaal sogar sein Vorbild in Versailles: Zu bestaunen gibt es zahlreiche große Wandspiegel, goldverzierte Stuckarbeiten und Deckengemälde. Erleuchtet wurde der Spiegelsaal von riesigen Kronleuchtern mit etwa 2.000 Kerzen. Insgesamt betrug der Kerzenverbrauch während der kurzen Aufenthaltsdauer des Königs im Schloss 40.000 Kerzen. Die Größe des Saals brachte einen Nachteil mit sich: während die Bediensteten des Königs noch mit dem Anzünden der Kerzen beschäftigt waren, erloschen die ersten auch schon wieder. 

Speisezimmer

Für Verwunderung und teils Belustigung unter Besuchern sorgt der versenkbare Speisetisch, eine Art “Tischlein deck dich” des bayerischen Monarchen. Es gestattete König Ludwig II. seine Mahlzeiten in Ruhe und ohne Kontakt zu seinen Bediensteten einzunehmen.

Nachteil der Konstruktion: Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis das Essen endlich hinauf gekurbelt war, so dass es im Ergebnis häufig kalt ankam. Um weitere kalte Gänge und eine Essensdauer von mehreren Stunden zu vermeiden, betrat das Personal letztlich doch das Speisezimmer, während der König seine Mahlzeit zu sich nahm.

Das unvollendete Neue Schloss Herrenchiemsee

Spiegel Online bezeichnete das Schloss einst als “Königliche Bauruine mit Panoramablick”. Fakt ist: Was heute auf der Herreninsel zu sehen ist, ist lediglich ein Bruchteil des ursprünglich geplanten Baus. Doch Schloss Herrenchiemsee auf seinen Baufortschritt zu beschränken, ist zu kurz gegriffen. Historische Schlösser machen Geschichte lebendig. Und Schloss Herrenchiemsee lässt Raum für Interpretation, ebenso wie die rätselhafte und tragische Lebensgeschichte des eigenwilligen Märchenkönigs. 

Interessant für Besucher ist vorab zu wissen: Die Mehrzahl der Zimmer im Schlossinneren befinden sich im Rohbau und der Schlosspark sollte eigentlich einen Großteil der Insel umschießen. Obwohl unvollendet, lagen die Kosten für Schloss Herrenchiemsee höher als für Neuschwanstein und Linderhof zusammen.

Da der hoch verschuldete bayerische Monarch zusätzlich zu seiner kostspieligen Leidenschaft am Bauen die Lust am Regierungsgeschäft verlor, sah er sich 1886 mit seiner Absetzung konfrontiert. Die Arbeiten endeten mit seinem Tod im Jahr 1886, das Schloss blieb weitestgehend unvollendet.

Herrenchiemsee Fakten

Besucher pro Jahr:270.000 (2022)
Bauzeit:1878-1885
Aufenthaltsdauer des Königs:10 Tage
Fertiggestellte Räume:20 von 70
Verarbeitetes Blattgold:5 kg
Stilrichtungen:Rokoko, klassizistischer Barock
Teuerstes Möbelstück:Prunkschrank
Teuerster Raum:Paradeschlafzimmer
Wasserspiele im Schlosspark:Von Anfang Mai bis Anfang Oktober
Baukosten:16,6 Millionen Mark (mehr als Linderhof und Neuschwanstein zusammen)
Investitionen des Freistaates auf der Herreninsel:53 Millionen Euro

Schlosspark

Mindestens so beeindruckend wie das Schloss ist der Schlosspark. Die Arbeiten begannen vier Jahre nach Baubeginn des Neuen Schlosses und wurden mit dem Ableben König Ludwigs II. niedergelegt, wobei die Parkanlage in Schlossnähe weitgehend fertiggestellt ist. Geplant war allerdings eine weitaus größere Anlage, die einen Großteil der Insel umschließen sollte.

Versailles diente ebenfalls als Vorbild für den Park, insbesondere die imposanten Wasserspiele. Verschiedene Brunnen mit Fontänen säumen heute den Weg durch den Park.

Schlosspark am Schloss Herrenchiemsee
Der Schlosspark am Schloss Herrenchiemsee

Zu bestaunen sind die Wasserspiele vor dem Neuen Schloss von Anfang Mai bis Anfang Oktober. Besonderen Wert legte der König auf die Bereiche des Parks, die aus dem Schlafzimmer und dem Spiegelsaal zu sehen sind – diese sind größtenteils fertiggestellt und ganzjährig frei zugänglich.

König Ludwig II.-Museum im Neuen Schloss Herrenchiemsee

Im Erdgeschoss des Neuen Schlosses befindet sich das König Ludwig II.-Museum. In zwölf Räumen erfahren Besucher Details zur Biografie des bayerischen Königs, von seiner Geburt bis zum tragischen Tod im Starnberger See. Portraits, Büsten, Fotografien und Kleidungsstücke veranschaulichen seine Lebensstationen. Die Eintrittskarte des Schlosses ist auch für das Museum gültig. Im Gegensatz zum Schloss kann man sich im Museum beliebig lange aufhalten und fotografieren.

Herrenchiemsee Anfahrt

Das Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel ist ausschließlich auf dem Wasserweg erreichbar. Der Pendelverkehr der Chiemsee-Schifffahrt startet in Prien am Chiemsee oder Gstadt und bringt Besucher zur Herreninsel und zur Fraueninsel.

Mit dem Schiff zum Schloss Herrenchiemsee
Mit dem Schiff zum Schloss Herrenchiemsee

Aufgrund der guten Anbindung und Parkplatzsituation wählen die meisten Besucher Prien als Startpunkt. Auf der Insel angekommen, gelangt man entweder zu Fuß (15 Minuten) auf dem Herreninsel Rundweg oder im Stile des Märchenkönigs in der Pferdekutsche zum Neuen Schloss.

Führungen im Schloss Herrenchiemsee

Die Räumlichkeiten im neuen Schloss können ausschließlich im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Die Dauer beträgt etwa 40 Minuten. Von April bis Oktober werden Kinderführungen (in Begleitung eines Erwachsenen) in deutscher Sprache angeboten.

Häufige Fragen von Besuchern

  1. Darf man im Schloss fotografieren?

    Nein. Fotografieren im Schloss zu privaten Zwecken ist nicht gestattet. Lediglich Außenaufnahmen zu privaten Zwecken sind erlaubt. Für weiterführende Fotoaufnahmen ist eine Fotogenehmigung erforderlich.

  2. Lohnt sich der Besuch von Schloss Herrenchiemsee?

    Zweifelsohne ja. Enttäuschend ist für manche Besucher lediglich die hohe Anzahl der nicht fertiggestellten Räume, aber dieser Umstand ist nun einmal Teil der tragischen Geschichte Ludwigs II. und seines Rückzugsortes auf dem Chiemsee. Darüber hinaus sind Besucher vereinzelt enttäuscht darüber, dass die Räumlichkeiten nicht ohne Führung zu besichtigen sind. Das ist übrigens bei allen Schlössern Ludwigs II. der Fall. 

  3. Kann man das Schloss mit Kinderwagen besichtigen?

    Ja. Das Schloss ist barrierefrei und kann mit dem eigenen Kinderwagen besichtigt werden. Es stehen sogar kostenfreie Leih-Buggys zur Verfügung. Die Chiemsee-Schifffahrt und der Weg von der Anlegestelle bis zum Schloss sind ebenfalls kinderwagentauglich.

  4. Ist das Schloss barrierefrei?

    Ja. Der Eingang ist stufenlos über Rampen möglich. Außerdem sind innen alle wichtigen Bereiche stufenlos über Aufzüge erreichbar. Für Rollstuhlfahrer wird die Schifffahrt ab Prien aufgrund der Behindertenparkplätze und Behindertentoiletten empfohlen. Alle Schiffe sind über Rampen barrierefrei zugänglich.

  5. Darf man Hunde mit ins Schloss nehmen?

    Nein. Hunde und andere Tiere dürfen nicht mitgebracht werden. Auf der gesamten Herreninsel und im Schlosspark sind Hunde an der Leine zu führen.

  6. Kann man das Schloss ohne Führung besichtigen?

    Nein. Die Prunkräume können ausschließlich im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Der Schlosspark hingegen ist frei zugänglich.

  7. Kann man von der Schiffsanlegestelle zum Schloss spazieren?

    Ja. Der direkt Weg dauert etwa 15 Minuten. Oder man verbindet seinen Besuch auf der Insel mit einem Spaziergang auf dem etwa 7 Kilometer langen Herreninsel Rundweg.

  8. Welche Öffnungszeiten hat das Schloss?

    Schloss Herrenchiemsee ist ganzjährig täglich geöffnet. Von April bis Oktober finden Führungen von 9:00-18:00 Uhr statt. Von Ende Oktober bis März von 10:00-16:45 Uhr. Schließtage sind lediglich der 1. Januar,  Faschingsdienstag und 24./25./31.12. Aktuelle Informationen finden sich auf der offiziellen Webseite.

  9. Wo kann man Tickets zur Schlossbesichtigung kaufen?

    Tickets sind an der Kasse im Besucherinformationszentrum auf der Herreninsel oder online im Ticketshop erhältlich.